Chobe: Ein Tag in Botswanas nördlichstem Nationalpark

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Elefantenbulle im Chobe-Nationalpark

Botswana – wieder mal ein Land, über das wir vor unserer Reise dorthin fast nichts wussten. Dabei gibt es dieses Jahr ein großes Jubiläum, das Land feiert seine 50-jährige Unabhängigkeit. Mit dem Chobe-Nationalpark, dem Okavango-Delta und der Kalahariwüste hat das Land für eine Reise viel zu bieten. Grund genug für uns, auf unserer Reise durchs südliche Afrika eine Stippvisite im Norden des Landes zu machen.

50-Jahr-Feier in Botswana
Stolz feiert das Land heuer sein 50-jähriges Bestehen.

Nachdem wir fast 2.600 faszinierende Kilometer in Namibia zurückgelegt haben, erreichen wir am Nachmittag bei Ngoma die Grenze zu Botswana. Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt. Mit gestempeltem Pass müssen wir noch durch ein kleines Desinfektionsbecken gehen. Schließlich sollen wir keine Tierseuchen an den Schuhsohlen einschleppen. Am frühen Abend kommen wir in unserer Lodge an und freuen uns auf den nächsten Tag im Chobe-Nationalpark.

Grenzübergang Chobe
Der Chobe ist die natürliche Grenze zwischen Namibia (im Hintergrund) und Botswana (im Vordergrund).

Eine Frühsafari im Chobe-Nationalpark

Um 5:45 Uhr werden wir abgeholt. Es ist noch stockfinster und recht frisch. Die Fahrer verteilen uns in die Safarijeeps. Die Frühsafari scheint eine beliebte Aktivität zu sein. Unzählige Fahrzeuge warten vor der Lodge und fahren fast im Minutentakt ab in Richtung Chobe-Nationalpark. Über eine gut asphaltierte Straße heizt auch unser Fahrer dem Parkeingang entgegen. Der eisige Fahrtwind schlägt uns hinten im offenen Jeep mit voller Wucht ins Gesicht. Zum Glück haben wir ein paar Wolldecken bekommen, in die wir uns bis zur Nasenspitze einmummeln.

Dann geht es los. In einer Kolonne von gefühlt 40 Jeeps fahren wir in den Park ein. Das kann ja was werden. Jeder Fahrer hat jedoch seine eigene Strategie, um die gesuchten Raubkatzen zu finden. Deshalb verteilen sich die Autos nach dem ersten gemeinsamen Stück in alle Himmelsrichtungen. Schließlich will jeder der erste sein, der seinen Fahrgästen Löwen oder Leoparden bietet. Langsam geht die Sonne auf. In der Ferne tapst ein Flusspferd dem Wasser entgegen.

Ein paar Giraffen nehmen ihr erstes Frühstück zu sich und einige Geier warten, dass die Sonne die Luft aufwärmt. Dann ist es für sie einfacher zu fliegen, da sie die warmen Aufwinde zum Gleiten nutzen können.

Was die Raubkatzen betrifft, scheint unser Fahrer eher die falsche Strategie zu haben. Wie ein Wahnsinniger rast er durch den Park, wendet mitten im Dickicht und fährt gleiche Wege mehrmals. Irgendwann entdeckt er am Boden eine Löwenspur. Wir jagen ihr hinterher. Allerdings ohne Erfolg.

Dafür können wir von der Liste der Big Five ein weiteres Tier abhaken. Die Big Five galten früher als besonders schwierig oder gefährlich zu jagen. Heute haben sie sich zum Inbegriff der Wunschsichtungen einer Safari entwickelt. Nachdem wir im Etosha-Nationalpark zum ersten Mal Löwen, Nashörner und Elefanten gesichtet hatten, gesellen sich heute die imposanten Afrikanischen Büffel dazu. Einzig der fünfte im Bunde – der Leopard – wird uns auf dieser Reise verwehrt bleiben.

Büffel im Chobe-Nationalpark
Die Afrikanischen Büffel sind meist in Herden unterwegs.

Eine Rückfahrt mit Hindernissen

Nun bewegen wir uns wieder zurück in Richtung Parkeingang. Einige kleinere Tiere kreuzen unseren Weg. Eine Gruppe Paviane geht am Straßenrand der Körperhygiene nach. Hier und da wuseln ein paar freche Streifenmangusten herum. Sie sind mit den Erdmännchen verwandt und platzieren ebenfalls Wachposten. Diese überwachen die Umgebung, während die anderen Futter suchen.

Und natürlich sehen wir wieder unzählige Vierbeiner, die in der Morgensonne grasen. Springböcke, Zebras, Kudus, Giraffen – der Chobe-Nationalpark bietet ihnen allen ein Zuhause.

Dann müssen wir wieder weiterhetzen, schließlich will uns unser Guide rechtzeitig zum Frühstück zurück in die Lodge bringen. Seine bislang recht rabiate Fahrweise fordert allerdings ihren Tribut. Kurz bevor wir den Parkausgang erreichen, beginnt es zu wummern und zu zischen. Beide Hinterreifen sind platt. Wir warten also auf ein Ersatzfahrzeug. Glücklicherweise wartet die Lodge mit dem Abbau des Frühstücks auf uns.

Reifenpanne im Chobe-Nationalpark
So ist eine Weiterfahrt unmöglich.

Insgesamt würden wir die Frühsafari nicht noch einmal machen. Raubkatzen haben wir keine gesehen. Alle anderen Tiere kamen erst nach und nach mit der aufgehenden Sonne hervor. Frühstücke also lieber in Ruhe und geh am Vormittag in den Chobe-Nationalpark. Dann kannst du die herrliche Landschaft entspannt genießen und hast viel weniger Andrang.

Mit dem Boot über den Chobe

Deutlich erfolgreicher geht es am Nachmittag weiter. Nun ist es Zeit, die Tierwelt des Chobe-Nationalparks vom Wasser aus zu erkunden. Richard, unser Guide für heute, erwartet uns. Er ist gebürtiger Botswaner und sehr stolz darauf, was sein Land in den letzten fünfzig Jahren erreicht hat. Nicht zu unrecht. Botswana ist heute eines der stabilsten Länder im südlichen Afrika. Durch die großen Rohstoffvorkommen, insbesondere Diamanten, hat das Land gute Einkünfte. Anders als in vielen Ländern der Region investiert die Regierung diese in Bildungseinrichtungen, Infrastruktur und Naturschutz. Die verschiedenen Volksgruppen im Land haben sich friedlich auf Setswana und Englisch als gemeinsame Sprachen geeinigt, um die Verwaltung zu vereinfachen und der botswanische Pula gehört zu den solidesten Währungen Afrikas.

Insbesondere die Investitionen in den Naturschutz zahlen sich aus. Der Tourismus ist neben den Rohstoffen eine Haupteinnahmequelle des Landes geworden. Die riesigen Nationalparks des Landes sind streng geschützt. Die Trophäenjagd ist seit 2014 verboten und Wilderer werden rigoros verfolgt. Entsprechend vielfältig ist die Tierwelt im Land heute.

Landschaft im Chobe-Nationalpark
Schöne Landschaften säumen den Chobe.

Mit den vom Okavango und Kwando bekannten kleinen Safaribooten begeben wir uns also mitten ins Getümmel. Insbesondere die Vogelwelt des Chobe ist sehr stark ausgeprägt. Schlangenhalsvögel, Reiher, Löffler und Eisvögel sind nur einige der unzähligen Arten, die sich hier wohlfühlen.

Echsen, die Echsen kontrollieren

Auch Reptilien gibt es hier. Mussten wir am Kwando zunächst noch genau hinschauen, liegen die Krokodile hier gut sichtbar in der Sonne. Die feuchte Umgebung ist ideal für ihre Eiablage. Krokodile vergraben ihr Gelege im flachen Ufersand. Die Temperatur des Eis entscheidet, ob sich der Embryo zu einem weiblichen oder einem männlichen Tier entwickelt. Daher verscharren die Tiere ihre Eier in verschiedenen Tiefen, um eine ausgewogene Geschlechterverteilung zu sichern.

Krokodile im Chobe-Nationalpark
Die Krokodile sind um diese Jahreszeit nicht sehr aktiv.

Am Ufer schlängelt sich ein Nilwaran durchs Geäst. Er ernährt sich von Krokodileiern und trägt dadurch dazu bei, die Population der Raubechsen natürlich zu kontrollieren. Indem er die nicht so tief eingegrabenen Eier wieder ausbuddelt und verspeist, reduziert er die Zahl der schlüpfenden Männchen.

Nilwaran im Chobe-Nationalpark
Der Nilwaran ist einer der wenigen natürlichen Feinde des Krokodils. Er setzt einfach früh genug an.

Sedudu Island: Insel mit Konfliktpotenzial

Ebenfalls eine größere Gruppe stellen am Chobe die Säugetiere. Sie finden hier saftige grüne Weiden und ausreichend zu trinken. So labt sich zum Beispiel auf einer der kleinen Inseln im Fluss ein Rudel Wasserböcke.

Wasserböcke im Chobe-Nationalpark
Bei den Wasserböcken haben nur die Männchen Hörner.

Die größte Insel im Chobe ist Sedudu Island. Sie war über viele Jahre lang Zankapfel zwischen Namibia und Botswana. Der Chobe bildet die Grenze zwischen beiden Ländern und man konnte sich nicht einigen, wem die Insel gehört. Namibia wollte auf ihr Ackerbau betreiben, Botswana wollte sie unter Naturschutz stellen und in den Chobe-Nationalpark integrieren. Die Angelegenheit ging bis vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag. Nach ausführlicher Messung und Beurteilung entschied dieser, dass die Insel Botswana zugeschlagen wird. Seitdem steht also auch sie unter Naturschutz und ist Weidegrund für viele Tiere. Direkt am Wasser sehen wir eine Gruppe Büffel. Sie schwimmen morgens durch den Fluss hinüber zur Insel, stärken sich und kehren dann abends aufs Festland zurück.

Büffel im Chobe-Nationalpark
Erst mal chillen.

Für Dickhäuter ist die Insel ebenfalls attraktiv. Elefanten und Flusspferde tummeln sich auch hier. Gelegentlich kommt es zu kleinen Meinungsverschiedenheiten und einer versucht den anderen zu verscheuchen.

Flusspferde sind allerdings eher dämmerungs- und nachtaktiv. Somit liegen sie tagsüber lieber gemütlich in der Sonne und dösen. Gelegentlich sehen wir ein Tier, das sich für die Strapazen der Nacht noch einen kleinen Vorrat anfuttert.

Flusspferd im Chobe
Ein Flusspferd futtert sich Vorräte an.

Sonnenuntergang am Chobe

Langsam färbt sich der Himmel orange. Die Sonne sinkt zum Horizont und es kühlt ab. Bald wird die Sonne untergehen. Dann werden die nachtaktiven Raubkatzen nach und nach erwachen und sich in Flussnähe auf die Jagd begeben. Vielleicht hat die Frühsafari ja morgen das Glück, ein paar von Ihnen zu Gesicht zu bekommen.

Elefantenbulle im Chobe-Nationalpark
Die männlichen Elefanten sind Einzelgänger.

Für uns hingegen geht ein herrlicher Tag am Chobe zu Ende. Schon morgen werden wir Botswana wieder verlassen und nach Simbabwe weiterreisen. Ein Tag ist natürlich recht wenig um all die Schönheiten Botswanas zu erkunden. Das Okavango-Delta, die Kalahariwüste und die vielen weiteren Nationalparks Botswanas haben daher auf jeden Fall Potenzial für einen weiteren Besuch!

Reisetipps Chobe

Unterkunft im Chobe-Nationalpark

Chobe Safari Lodge, Border of Chobe National Park, Kasane
underonebotswanasky.com

GPS: S 17 48 21.69 E 25 08 48.68

Am Rand des Chobe-Nationalparks liegt die sehr schöne Lodge. Parkplätze direkt vorm Haus, gutes Frühstück, gratis WLAN. Auch in Botswana essen wir sehr gut in unserer Lodge zu Abend.

Routeninfos

  • Strecke: ca. 260 km
  • Gesamtzeit: ca. 1,5 Tage
  • Fahrzeit: ca. 3 Stunden

Transport vor Ort

In den Chobe-Nationalpark kommst du entweder mit dem eigenen Auto oder mit einer geführten Tour. Auf dem Fluss werden zahlreiche Fahrten angeboten. Die lokalen Guides wissen (meistens) gut Bescheid über die Tiere und wo sie zu finden sind.

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5 Gedanken zu „Chobe: Ein Tag in Botswanas nördlichstem Nationalpark“

  1. Hallo Wolfgang,
    schade, dass ihr im Park keine Raubkatzen gesehen habt. Einen Leopard zu beobachten ist bestimmt grandios, aber ich würde mich auch schon über eine Giraffe freuen :)
    Ziemlich beeindruckend finde ich auch noch die Flusspferde. Gigantisch, dass die sich überhaupt bewegen können.
    Ich bin schon sehr gespannt auf eure weiteren Erlebnisse!
    Liebe Grüße aus dem Wunderland
    Dori

    Antworten
    • Hallo Dori,

      der Leopard wäre natürlich noch die Krönung gewesen. Allerdings haben wir so viele andere tolle Tiere gesehen, dass wir das verschmerzen konnten. :) In Etosha hatten wir dafür das Löwenpärchen direkt vor dem Auto, das war irrsinnig beeindruckend. Bei den Flusspferden bin ich auch jedesmal fasziniert, dass die mit ihren kleinen Stummelfüßchen überhaupt vorwärts kommen.

      Liebe Grüße
      Wolfgang

      Antworten
  2. Huhu Wolferl,
    tolle Berichte von eurer letzten Reise, bei denen man sich entweder direkt zurück versetzt oder inspiriert für die nächste Reise fühlt.
    Herzlichen Glückwunsch zum verdienen dritten Platz ????
    Bis bald und liebe Grüße
    Sarah

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