Nordnorwegen: Tromsø & die Lofoten…nicht

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Tromsø - Blick auf die Eismeerkathedrale

Wir schauen aus dem Fenster. Dort, wo eigentlich die Lofoten sein sollten, sehen wir nur dichten Nebel. Wir gehen an Deck, um uns einen besseren Überblick zu verschaffen. Diesmal ist auch unser Schiff zu groß für ein Anlegen direkt an der Pier. Deshalb schaukeln bei Windstärke 8 vor uns die kleinen Tenderboote über die hohen Wellen und haben große Mühe, den Kurs zu halten. Nach einiger Zeit dann die Durchsage des Kapitäns: Der starke Wind und der Seegang machen es unmöglich, mit den kleinen Booten sanft an Land anzulegen. Somit kann für unseren Landgang nicht die nötige Sicherheit gewährleistet werden. Nach reiflicher Überlegung hat er sich daher entschieden, den Stopp in Gravdal ausfallen zu lassen und direkt in Richtung Süden weiterzufahren.

Auf dem Schiff macht sich Enttäuschung breit. Auf die spektakuläre Landschaft der Lofoten hatten sich viele gefreut. Hohe Berge, weiße Sandstrände und tiefblaues Wasser machen die Inselgruppe zu einem beliebten Urlaubsziel in Norwegen, das uns nun entgeht. Sehr unsanft werden wir einmal mehr auf das raue Klima in Nordnorwegen gestoßen. Im Laufe des Tages wird uns jedoch noch eine Alternative geboten werden. Doch der Reihe nach.

Tromsø: Zentrum des Nordens

Wie bereits im Post zu Hammerfest erwähnt, scheint Nordnorwegen ein Land der Superlative zu sein. Heute befinden wir uns jedoch nicht in der nördlichsten Stadt der Welt, sondern in der größten Stadt Norwegens. Nach Fläche, nicht nach Einwohnern. Etwa 60.000 Menschen leben hier, verteilt über mehrere Inseln und das Festland. Das Zentrum der Stadt ist die Insel Tromsøya. Von hier starteten früher nahezu alle größeren Polarexpeditionen. Auch heute noch tagt hier der Arktische Rat, in dem sich die arktischen Anrainerstaaten regelmäßig austauschen. Deshalb nennt sich Tromsø selbst „Hauptstadt der Arktis“. Diese wollen wir uns nun genauer ansehen und starten den Vormittag mit einer Panoramafahrt, die uns zu den wichtigsten Punkten der Stadt führt.

Tromsø hatte im 2. Weltkrieg großes Glück und wurde kaum zerstört. Darum gibt es noch zahlreiche alte Holzhäuser, die das Stadtbild prägen. Aus der Kriegszeit stammt auch das Hauptverkehrsnetz von Tromsø. Um die Bürger im Falle eines Bombenangriffs schützen zu können, wurde die komplette Insel untertunnelt. Diese Tunnels werden heute für den Autoverkehr genutzt und bieten ein weit verzweigtes unterirdisches Verkehrsnetz inklusive Kreisverkehr und Ampeln. Wenn im Winter bis zu zwei Meter Schnee liegen, kann das recht praktisch sein.

Etwas neueren Ursprungs ist die Eismeerkathedrale aus den 60er Jahren, die (Achtung, Superlativ!) das größte Buntglasfenster Europas beherbergt. Sie liegt auf der anderen Seite des Fjords.

Tromsø - Eismeerkathedrale
Tromsø – Eismeerkathedrale

Vorbei an der schönen Landschaft führt uns die Tour auch noch auf die benachbarte Insel Kvaløya („Walinsel“), von wo wir eine schöne Aussicht auf die Stadt und in die Natur haben.

Am Nachmittag bummeln wir dann auf eigene Faust durchs Zentrum und bekommen so noch einen besseren Überblick. Von Mitte Mai bis Mitte Juli geht die Sonne in der Stadt nicht unter. Diese Zeit nutzen die Tromsøer, sind viel draußen und genießen die Sonne (die dann nachmittags tatsächlich noch zum Vorschein kommt). Von Mitte November bis Mitte Januar taucht sie wieder unter den Horizont. Dann ist die beste Zeit, Polarlichter zu beobachten. Tromsø liegt vergleichsweise nahe am magnetischen Nordpol, deshalb ist die Aurora hier oft besonders intensiv.

Entlang des Fjordes schlendern wir bis zur Polaria. Dieses Museum informiert umfassend über das Leben in der Arktis. Da das Gebäude aktuell jedoch von AIDA-Tourbussen geflutet ist, gehen wir nicht hinein und genießen lieber die schöne Aussicht auf die Umgebung.

Auf dem Rückweg ins Zentrum passieren wir die (Achtung, Superlativ!) nördlichste Brauerei der Welt. Macks Ølbryggeri wurde im späten 19. Jahrhundert vom Braunschweiger Bäcker Ludwig Mack gegründet. Dieser kam hier eigentlich nur zufällig auf Wanderschaft vorbei und stellte schnell fest, dass er eine lukrative Marktlücke entdeckt hatte.

Tromsø - Mack Brauerei
Tromsø – Mack Brauerei

Wieder zurück in der Stadtmitte nehmen wir noch einen Snack im ganz zauberhaften Smørtorget, einer Kombi aus sehr gemütlichem Kaffeehaus und Kramladen mit allerlei interessanten Artikeln.

Am späten Nachmittag kehren wir zurück zum Schiff und werden im Bus noch sehr charmant darauf hingewiesen, stets das Ticket mitzuführen.

Tromsø - Kon"trolle"
Tromsø – Kon“trolle“

Abends geht es dann wieder los. Nachdem wir ausgelaufen sind, fahren wir noch eine Zeit lang durch tolle Fjordlandschaften unserem nächsten Ziel entgegen.

Gravdal/Lofoten

Wie bereits eingangs erwähnt, war es uns leider nicht möglich, auf den Lofoten auszusteigen. Deshalb befürchten wir zunächst, dass wir einfach einen weiteren Seetag haben werden. Wenn ein Hafen wegen höherer Gewalt entfällt, liegt dies außerhalb des Einflusses der Reederei. Deswegen muss nicht zwingend ein Ersatz geboten werden.

An dieser Stelle muss ich jedoch mein großes Lob an AIDA Cruises aussprechen. In Rekordzeit kümmert sich die Crew um einen Ausweichhafen. Statt heute auf den Lofoten und morgen auf einem Seetag zu sein, werden wir den Seetag heute verleben und morgen den ursprünglich nicht geplanten Hafen von Ålesund anlaufen. Bereits am frühen Nachmittag wird uns außerdem ein kleines, auf die Schnelle mit der Agentur vor Ort entwickeltes Ausflugsprogramm mit fünf verschiedenen Touren präsentiert. Schnell bessert sich die Stimmung, da sich das Wetter draußen auch zunehmend zum Positiven wandelt.

So freuen wir uns also nun auf einen völlig unerwarteten Landgang und sind gespannt, was Ålesund zu bieten hat!

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