Ein Tagesausflug zum Perito-Moreno-Gletscher: Ewiges Eis in Patagonien

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Der Perito-Moreno-Gletscher gehört zweifelsohne zu den spektakulärsten Sehenswürdigkeiten Patagoniens. Seit rund 18.000 Jahren schiebt sich das ewige Eis in den Lago Argentino und türmt sich an der fünf Kilometer langen Abbruchkante bis zu 77 Meter hoch auf. Der Perito Moreno ist Teil des südlichen patagonischen Eisfelds. Insgesamt 48 Gletscher bahnen sich hier im Nationalpark Los Glaciares ihren Weg aus den Anden ins Tal. Er ist außerdem einer der wenigen Gletscher weltweit, der nicht schrumpft. Bis zu zwei Meter bewegt er sich jeden Tag vorwärts und entwickelt dabei gewaltige Kräfte. Der Nationalpark liegt nur knapp 80 Kilometer westlich von El Calafate. Somit eignet er sich hervorragend für einen Tagesausflug.

Erster Blick auf den Perito-Moreno-Gletscher
Schon aus der Ferne ist der Perito-Moreno-Gletscher beeindruckend.

Perito Moreno mit dem Schiff

Zunächst erkunden wir den Gletscher von der Wasserseite. Die Schiffe fahren regelmäßig von der Anlegestelle im Süden des Nationalparks ab und bringen dich auf bis zu 300 Meter an den Gletscher heran.

Abbruchkante des Perito-Moreno-Gletschers
So nahe wie mit dem Schiff kommst du dem Perito-Moreno-Gletscher sonst nirgends.

Näher wäre zu gefährlich, da der Perito-Moreno-Gletscher aktiv und regelmäßig kalbt. Überall knackt, kracht und knirscht es. Mehrmals brechen riesige Eisbrocken von der Kante ab und stürzen mit großem Getöse ins Wasser. Ein unglaublich beeindruckendes Schauspiel!

Gletscherspalte im Perito-Moreno-Gletscher
Wenn die Gletscherspalte tief genug aufreißt, bricht der Eisbrocken ab und stürzt in den See.

Bekannt ist der Perito-Moreno-Gletscher für eine geologische Besonderheit. Am Ende der Gletscherzunge ist der Lago Argentino sehr schmal. Das Eis schiebt sich daher einfach über die Wasseroberfläche hinweg und stößt am gegenüberliegenden Ufer auf eine Landzunge. Dort türmt es sich auf und trennt den Hauptsee vom südlichen Seearm Brazo Rico ab. Dieser staut sich dadurch auf und der Wasserspiegel steigt um bis zu 20 Meter.

Irgendwann wird der Wasserdruck so stark, dass der Eisdamm bricht und der Brazo Rico sich mit voller Wucht in den Lago Argentino entleert. Dieser Zyklus wiederholt sich alle zwei bis vier Jahre. Je nachdem, wie hoch das Eis vorher war, entstehen dadurch beeindruckende Formationen. Beim letzten Durchbruch im Jahr 2018 blieb eine riesige Eisbrücke übrig, die nun nach und nach zerfällt. Sie wird irgendwann durchbrechen und lautstark in den See stürzen. Dann beginnt das Spektakel von neuem.

Eisbrücke des Perito-Moreno-Gletschers
Noch ist die Eisbrücke dick und stabil. Doch es fallen immer wieder Teile hinunter.

Fasziniert kehren wir zurück an Land und freuen uns darauf, den Gletscher nun von oben zu erkunden.

Perito Moreno zu Fuß

Nur ein paar Kilometer von der Anlegestelle steht das Besucherzentrum des Nationalparks. Von hier starten mehrere Rundwege, über die du den Gletscher aus verschiedenen Perspektiven entdecken kannst.

Perito-Moreno-Gletscher von oben
Die Gletscherzunge reicht bis weit in die Berge hinein.

Paseo inferior

Die Landzunge gegenüber des Gletschers ist recht steil. Der Paseo inferior führt über mehrere Metallstege und Treppen durch den bewaldeten Hang hinunter bis auf die Höhe der Abbruchkante.

Metallsteg vor der Gletscherwand des Perito-Moreno-Gletschers
Die Gletscherwand überragt die Bäume um ein Vielfaches.

Schon auf dem Weg blitzt das bläuliche Eis durch die Bäume. Von hier unten werden uns erst so langsam die wahren Dimensionen des Gletschers bewusst. Knapp 80 Meter Höhe — das entspricht einem 20-stöckigen Hochhaus! Vor uns Eis, soweit das Auge reicht. 30 Kilometer ist die Gletscherzunge lang und bedeckt eine Fläche von gut 250 Quadratkilometern, etwa eineinhalbmal die Fläche Liechtensteins.

Die Eisbrücke des Perito-Moreno-Gletschers von der Seite gesehen
Das schwarze Eis hat beim Aufprall auf die Landzunge Gesteinsfragmente mitgerissen.

Paseo central

Der Paseo inferior geht nahtlos in den Paseo central über. Dieser bringt uns wieder höher hinauf. Von mehreren Balkonen haben wir fantastische Blicke über das nördliche Ende des Gletschers.

Gletscherspalten in der Abbruchkante des Perito-Moreno-Gletschers
Durch den Eigendruck des tonnenschweren Eispanzers ist das Eis sehr dicht. Daher leuchten die Gletscherspalten im Sonnenlicht blau.

Die Atmosphäre ist wirklich einzigartig. Wir stehen inmitten grüner Vegetation vor einer meterhohen Wand aus Eis. Immer wieder ertönt es wie Donnergrollen oder Gewehrschüsse aus dem Gletscher. In seinem Inneren arbeitet das Eis unablässig. Gletscherspalten reißen auf, Eisformationen reiben aneinander oder stürzen ein. Gebannt stehen wir da und genießen diesen unglaublichen Moment.

Nördliche Abbruchkante des Perito-Moreno-Gletschers
Der eisbedeckte Kanal im Vordergrund ist ein Überbleibsel des letzten Durchbruchs.

Paseo de la costa

Der letzte Weg führt entlang des Seeufers Richtung Norden und erlaubt herrliche Ausblicke über den Lago Argentino. Die blässlich-blaue Farbe bekommt er von Sedimenten, die das Gletschereis beim Schmelzen freigibt.

Aussicht über den Lago Argentino vom Paseo de la costa
Mehrere Balkone ermöglichen tolle Blicke in die Umgebung.

Außerdem haben wir von hier die Möglichkeit, den Gletscher noch einmal von weiter weg zu bestaunen. Einfach unglaublich, was die Natur zu erschaffen vermag! Völlig begeistert kommen wir unten am Seeufer an.

Grüne Vegetation vor dem eisigen Gletscher
Ewiges Eis inmitten grüner Vegetation.

Ein Picknick mit Aussicht

Am Ende des Weges steht ein weiteres kleines Besucherzentrum. Hier findest du auch Picknicktische und hast die Möglichkeit, am Seeufer entlang zu spazieren. Wenn der Gletscher kalbt und ein Eisbrocken groß genug ist, treibt er hier als Eisberg vorbei.

Eisberg am Seeufer vor der Abbruchkante des Perito-Moreno-Gletschers
Direkt am Wasser ist das Ufer kahl, da die Sturzflut nach dem letzten Durchbruch alles mit sich gerissen hat.

Manchmal sind die Stücke so groß, dass sie im seichten Wasser auf Grund laufen. Dann schmelzen sie langsam in der Sonne und schwimmen irgendwann davon. An diesem wunderbaren Ort beenden wir unsere Tour und machen uns mit vielen tollen neuen Eindrücken auf den Rückweg nach El Calafate.

Gestrandete Eisberge im Lago Argentino
Diese beiden Eisberge sind vor dem Seeufer gestrandet.

Fazit

Ein Tagesausflug zum Perito-Moreno-Gletscher ist definitiv ein Muss und war für uns eines der absoluten Highlights unserer zweiwöchigen Patagonienreise! Die Anreise ist einfach, von El Calafate gibt es viele Ausflüge und regelmäßige Busse. Wenn du dem Gletscher noch näher kommen möchtest, kannst du an Trekking-Touren direkt auf dem Eis in verschiedenen Längen teilnehmen. Das haben wir zwar nicht gemacht, ist aber sicher auch ein sehr besonderes Erlebnis!

Reisetipps Perito-Moreno-Gletscher

Hoteltipp

Hotel Sierra Nevada, Avenida del Libertador 1888, El Calafate
Hotel Sierra Nevada auf booking.com * 
Gemütliches Hotel mit schönem Garten in El Calafate in Fußnähe zum Ufer des Lago Argentino. Gutes Frühstück, gratis WLAN.

Reiseinfos Argentinien

Sprache
Spanisch

Zeitzone
MEZ -4, UTC -3, keine Sommerzeit. Zeitunterschied zu Deutschland/Österreich/Schweiz variiert somit.

Währung
Argentinischer Peso (ARS), 1 ARS (~0,0078 EUR) = 100 Centavos, Stand Januar 2019

Strom/Adapter
220 V/50 Hz, Adapter Typ I * notwendig. Manchmal gibt es Doppelsteckdosen, in die auch die europäischen Flachstecker passen.

Trinkgeld Restaurant
Wenn das Trinkgeld nicht in der Rechnung enthalten ist („servicio incluido“), sind für guten Service 5-10 % des Rechnungsbetrags angemessen. Das Trinkgeld wird bar auf dem Tisch liegengelassen.

Trinkgeld Taxi
Trinkgeld im Taxi ist unüblich. Wer zufrieden ist, kann nach eigenem Ermessen aufrunden.

Trinkgeld Hotel
Gepäckträger: 1 EUR (~130 ARS) pro Gepäckstück
Reinigungspersonal: ca. 1-2 EUR (~130 ARS) pro Tag

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