Ein Wochenende im Weinviertel: Wunderbares Ausflugsziel nördlich von Wien


Veröffentlicht:
Das niederösterreichische Weinviertel liegt nördlich von Wien und ist ein tolles Ausflugsziel. Unsere Tipps für ein Wochenende stellen wir dir hier vor.

Das niederösterreichische Weinviertel beginnt nördlich von Wien. Im Norden grenzt es an Tschechien, im Osten an die Slowakei. Bekannt ist es für seinen namensgebenden Weinbau, insbesondere den Grünen Veltliner. Ihn solltest du dort auf jeden Fall probieren. An einem Wochenende im Weinviertel kannst du aber noch viel mehr erleben. Wir durften die schöne Region von Poysdorf aus erkunden. Unsere Tipps für einen Wochenendausflug von Wien stellen wir dir hier vor.

Nonseum Herrnbaumgarten

Auslöser war ein Gulaschfleck auf einer Tischdecke. Wäre es nicht praktisch, ein mehrdimensionales Tischtuch zu haben, das man öfter wenden kann und somit seltener waschen muss? Diese Idee brachte fünf Freunde dazu, 1983 den „Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen“ zu gründen. Das war die Geburtsstunde des Nonseums im kleinen Ort Herrnbaumgarten. Seitdem hat der Verein dort über 500 selbst entwickelte „Alltagsgegenstände“ gesammelt.

Kuriose Erfindungen im Nonseum

Jeder Gegenstand muss dem Vereinsmotto „Erfindungen, die wir auch nicht brauchen“ entsprechen. Sein einziger Nutzen muss sein, dem Besucher ein Lächeln zu entlocken. Das gelingt. Von gar nicht mal so unpraktischen Ideen bis hin zur völlig absurden Gerätschaft ist alles dabei.

Fritz Gall vom Nonseum Herrnbaumgarten mit Anonymitätsbalken vor dem Gesicht.
Möchte nicht erkannt werden: Fritz Gall mit seinem tragbaren Anonymitätsbalken.

Mit großer Leidenschaft führt uns Fritz Gall durch die Sammlung. Er ist Gründungsmitglied des Vereins und hat viele der Ausstellungsstücke erfunden. Mit viel Witz und Charme erklärt er uns die Exponate. Ein Weißwurst-Reiseetui für Bayern findet sich hier ebenso wie ein halbautomatischer Nasenbohrer. Allerlei Wortspiele werden in alltägliche Gebrauchsgegenstände umgesetzt. Der Humor reicht dabei von subtil bis tiefschwarz. „Nur eins machen wir nicht: unter die Gürtellinie gehen“, erklärt uns Fritz.

Weißwurst-Reiseetui im Nonseum Herrnbaumgarten.
Links im Bild: Das praktische Weißwurst-Reiseetui.

Sonst ist aber so ziemlich alles geboten. Regelmäßig macht das Nonseum auch durch Veranstaltungen von sich reden, zuletzt beispielsweise ein 24-Stunden-Weinbergschneckenrennen. Mittlerweile empfängt das Team Gäste aus aller Welt und bekommt von uns eine klare Besuchsempfehlung!

Besuch mit und ohne Führung möglich, geöffnet von Palmsonntag bis Allerheiligen. Alle Infos: Nonseum.

Fritz Gall führt den halbautomatischen Nasenbohrer vor.
Live-Demonstration des halbautomatischen Nasenbohrers.

Lachyoga im Museumsgarten

Im Museumsgarten nimmt uns Fritz‘ Gattin Betty in Empfang. Sie möchte uns zeigen, wie einfach man sich mit Glückshormonen versorgen kann. Lachen hat viele positive Effekte auf Körper und Geist. Dennoch lachen wir als Erwachsene im stressigen Alltag viel zu wenig. Das zu verbessern ist das Ziel von Lachyoga. Wir beginnen mit bewusst überzeichneten Posen und übertriebenem künstlichem Lachen. Je länger wir uns gegenseitig dabei beobachten, desto mehr schlägt die Stimmung in echte Heiterkeit um und endet in einem großen Gelächter. Ein schönes Erlebnis!

Weitere Infos zum Lachyoga mit Museumsführung.

Gruppe beim Lachyoga im Nonseum Herrnbaumgarten.
Lachyoga befreit die Seele.

Labyrinthkeller Umschaid

Ein weiterer Mitbegründer des Nonseums ist der Weinbauer Friedl Umschaid. Neben seinem Faible für skurrile Erfindungen hat er eine weitere Leidenschaft: alte Weine. Über die Jahre hat er mehrere Weinkeller in Herrnbaumgarten gekauft und von Hand Verbindungsgänge zwischen ihnen gegraben.

Friedl Umschaid vor dem Kellerlabyrinth
Friedl Umschaid vor seinem Kellerlabyrinth

Entstanden ist ein hunderte Meter langes, verzweigtes Tunnelsystem. Etwa 20.000 Flaschen Wein lagern hier inzwischen, schätzt Friedl. Viele davon stammen aus eigenem Anbau. Rund 120 verschiedene Sorten hat er über die Jahre auf seinen vier Hektar kreiert. Da versteht es sich von selbst, dass wir einige davon verkosten müssen. Besonders spannend finden wir den Chardorique, einen im Barrique-Fass ausgebauten Weißwein.

Langer Gang im Labyrinth mit Weinverkostungsstation.
Eine der Verkostungsstationen im Kellerlabyrinth

Das Kellerlabyrinth ist inzwischen über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Künstler aus aller Welt wollen in der einzigartigen Akustik der Stollen musizieren. Am letzten Freitag im Januar lädt Friedl jedes Jahr zum Erdball. Zu jazzigen, volkstümlichen und vielen anderen Klängen wird unter der Erde getanzt und gefeiert. Auch wetterunabhängiges Weinwandern ist hier möglich. Im Herbst findet der unterirdische Weinwandertag mit 14 Raststationen statt. Fad wird’s also nie!

Mehr Infos zum Labyrinthkeller Umschaid.

Übersichtsplan vom Kellerlabyrinth Herrnbaumgarten.
Ohne offiziellen Plan wäre wohl schon so mancher Besucher verlorengegangen.

Ein Picknick mit Aussicht

Knapp zehn Kilometer westlich von Herrnbaumgarten liegt das kleine Örtchen Falkenstein. Etwas oberhalb des Ortskerns erwartet uns eine ganz besondere Überraschung. Mitten auf der Wiese steht ein Picknicktisch, vollgepackt mit kalten Platten, Salaten, Aufstrichen und Brot. Dazu Traubensaft, Wein und vor allem eine fantastische Aussicht.

Picknicktisch mit Aussicht auf die Burgruine Falkenstein
Was für ein Ort für ein Picknick!

Verteilt über das ganze Weinviertel bieten insgesamt zehn Wirte verschiedene Picknickkörbe mit lokalen Produkten zum Selbstabholen an. Wahlweise für zwei Personen oder die ganze Familie suchst du dir mit diesen Köstlichkeiten einen schönen Platz und lässt es dir schmecken. Einfach wunderbar! Frisch gestärkt machen wir uns durch eine hübsche Kellergasse auf den Weg hinauf zur Burgruine.

Alle Infos zu teilnehmenden Wirten und den Picknickkörben: Weinviertel-Picknick.

Bunte Häuser in der Kellergasse von Falkenstein
Die Kellergasse von Falkenstein

Burgruine Falkenstein

Hoch über dem Weinviertel thront die Burgruine Falkenstein. Die Burg entstand im 11. Jahrhundert und wurde unter verschiedenen Herrschern mehrfach erweitert. Infolge eines Erbstreits kam es Ende des 18. Jahrhunderts zum Verkauf. Danach diente die Festung hauptsächlich als Steinbruch für die umliegenden Dörfer.

Die Burgruine Falkenstein im Weinviertel
Nur wenige Bauten der Burg Falkenstein haben die Jahrhunderte unbeschadet überstanden.

Erst seit den 1990er-Jahren wird die Anlage nach und nach restauriert und genauer erforscht. Unser Guide Christoph erzählt uns viel Interessantes über das Leben in der Burg. Von ihren hohen Mauern reicht der Blick weit bis nach Tschechien und in die Slowakei hinein.

Weitere Infos für deinen Besuch: Burgruine Falkenstein

Weite Aussicht über Niederösterreich, Tschechien und die Slowakei
Blick über das Weinviertel. Im Hintergrund bereits die tschechische Stadt Mikulov.

Mit dem E-Bike durch die Kellergassen

Die sanft geschwungenen Hügel des Weinviertels eignen sich ausgezeichnet für eine Radtour. Damit es etwas gemütlicher wird, lassen wir uns durch einen Elektromotor unterstützen. Beim radWERK-W4 in Poysdorf kannst du E-Bikes für halbe, ganze oder mehrere Tage ausleihen. An verschiedenen Terminen bieten die Betreiber geführte Radtouren durch die Region an.

E-Bike vor Kürbisfeld im Weinviertel
Die Kürbisernte steht kurz bevor.

Nach einer kurzen Einweisung durch unseren Guide Reinhard machen wir uns auf den Weg, die Kellergassen der umliegenden Dörfer zu erkunden. Wieder einmal stellen wir fest, was für eine praktische Erfindung Elektrofahrräder sind. Sobald es steiler wird, greift der Motor ein und ganz entspannt radeln wir auch längere Steigungen hinauf.

Ziegelsteinkeller in der Kellergasse von Hadersdorf
Kleine Kellergasse in Hadersdorf

Die kleinen Keller wurden früher zur Lagerung von Wein und anderen verderblichen Gütern in die Erde gegraben. Viele von ihnen haben dafür heute ausgedient. Sie werden von Privatleuten als Renovierungsprojekt gekauft und in Partykeller oder Hobbyräume umgewandelt. Im Sommer bieten die unterirdischen Räume außerdem eine willkommene Abkühlung. Von außen sind sie meist hübsch hergerichtet und schön anzusehen.

Alle Infos zu Touren und Preisen findest du auf der Website von radWERK-W4.

Kellergasse in Poysdorf mit Holzbilderrahmen
Die schmucke Kellergasse von Poysdorf

Museumsdorf Niedersulz

Nur allzu oft nehmen wir die Annehmlichkeiten des modernen Lebens für selbstverständlich. Dass es die Leute nicht immer so einfach hatten, zeigt das Museumsdorf Niedersulz auf anschauliche Weise. Die historischen Gebäude geben uns einen Einblick in den Alltag der Dorfbewohner um 1900.

Blick auf das Museumsdorf Niedersulz
Sehr beschaulich liegt das Museumsdorf inmitten grüner Natur.

Auf engstem Raum lebten die Familien früher inklusive Vieh und mussten sich ihren Lebensunterhalt schwer verdienen. Wer es sich leisten konnte, besorgte sich die Lebensmittel in der Greißlerei. Der Rest wurde im heimischen Garten angebaut.

Weinviertler Greißlerei im Museumsdorf Niedersulz
Die alte Greißlerei des Dorfs

Alle Gebäude sind original erhalten und stammen aus ganz Niederösterreich. In liebevoller Kleinarbeit werden sie Stück für Stück abgetragen und hier in Niedersulz wieder aufgebaut. Stetig kommen neue Bauten und Gegenstände dazu, die das Dorf erweitern.

Bunter Blumengarten im Museumsdorf Niedersulz
Der Stolz jeder Familie war der bunte Blumen- und Gemüsegarten.

Zuletzt dürfen wir selbst beim Lehmziegel schlagen unser Geschick unter Beweis stellen. Von Hand kneten wir den frischen Lehm so lange, bis er sich in die Form einfügen lässt. Die Masse darf keine Risse oder größere Steinchen enthalten, sonst ist der Ziegel nicht stabil. Nach einer knappen halben Stunde lösen wir den ersten Stein erfolgreich aus der Form. Ein echter Baumeister von damals müsste bei uns also lange auf sein Material warten…

Lehmziegelformen mit brennfertigen Lehmziegeln
Dürftiges Ergebnis nach einer halben Stunde.

Insgesamt ist die Ausstellung interessant gestaltet. Sie regt auf jeden Fall dazu an, die technischen und sozialen Errungenschaften unserer Zeit mehr zu schätzen.

Infos zu Öffnungszeiten und Preisen: Museumsdorf Niedersulz

Fazit

Ein wunderbares Wochenende im Weinviertel geht zu Ende. Aus unserer Sicht ist das nördliche Ende Niederösterreichs ein völlig unterschätztes Ausflugsziel von Wien. Nur eine gute Stunde außerhalb der Großstadt findest du hier wunderbare Natur für ausgedehnte Spaziergänge oder Radtouren. Unzählige Winzer und Wirte sorgen für das leibliche Wohl. Die interessanten und unterhaltsamen Museen runden einen entspannten Besuch ab. Wir waren jedenfalls überrascht und begeistert von der Angebotsvielfalt und werden sicher bald einmal wiederkommen!

Leider verpasst haben wir eine Alpakawanderung und eine Fahrt mit der Fahrraddraisine in Grafensulz. Darüber berichtet unsere Bloggerkollegin Vicky: Alpakawanderung und Draisinenfahrt im Weinviertel.

Du hast ein paar Tage mehr Zeit? Dann empfehlen wir dir noch einen Ausflug ins benachbarte Tschechien zu den Schlössern und Burgen von Valtice, Lednice und Mikulov.


Offenlegung: Wir wurden vom Weinviertel Tourismus in Kooperation mit Kinz Kommunikation zu dieser Reise eingeladen. Vielen Dank an alle Beteiligten! Die Meinungen in diesem Artikel basieren auf unseren eigenen Erfahrungen.

Reisetipps Weinviertel

Hotel im Weinviertel

Genießerhof Haimer, Körnergasse 14, 2170 Poysdorf
Genießerhof Haimer auf booking.com *
Zentral gelegen in Poysdorf mit gemütlichen, großzügigen Zimmern. Sehr herzliche Betreiberin, wunderschöner Innenhof. Tolles Frühstücksbuffet mit lokalen Produkten und Bio-Eiern. Gratis WLAN, Parkplätze an der Straße direkt vorm Haus.

Restaurants im Weinviertel

  • Heuriger „Zum Poysdorfer“, Gstetten 23, 2170 Poysdorf, www.veltlinerhof.com
    Gemütliches Heurigenlokal in einer von Poysdorfs Kellergassen mit verschiedenen Heurigenplatten, warmen Speisen und einer guten Auswahl an lokalen Weinen.
  • Restaurant Neustifter, Am Golfplatz 9, 2170 Poysdorf, www.hotel-neustifter.com/restaurant/
    Regionale Weinviertler Küche und lokale Weine in gemütlichem Ambiente mit schöner Terrasse im Grünen am Ortsrand von Poysdorf.

Anreise und Transport vor Ort

Das Weinviertel ist von Wien öffentlich nur eingeschränkt erreichbar. Die S-Bahnen S2 und S7 fahren vom Wiener Hauptbahnhof mit mehreren Zwischenhalten im nördlichen Niederösterreich bis Mistelbach bzw. Laa an der Thaya. Nach Poysdorf, unserem Ausgangspunkt, fährt regelmäßig ein Postbus ab Wien-Floridsdorf. Abseits der größeren Ortschaften verkehren die Busse jedoch eher unregelmäßig.

Wenn du kein eigenes Auto hast und vor Ort trotzdem flexibel unterwegs sein möchtest, stehen dir die sympathischen Fahrer von Taxi Schiefer zur Verfügung. Vor allem am Wochenende sind diese jedoch gut gebucht, vorbestellen lohnt sich also!

Reiseinfos Österreich

Sprache
Deutsch, regional auch Kroatisch, Slowenisch und Ungarisch

Zeitzone
MEZ, UTC+1, Sommerzeit von März bis Oktober. Kein Zeitunterschied zu Deutschland/Schweiz.

Währung
Euro (EUR), 1 EUR = 100 Cent

Roadtrip-Info
Rechtsverkehr. Straßen gut ausgebaut und in gutem Zustand. Vignette für die Autobahn erforderlich. Tempolimit auf Autobahnen 130 km/h, auf Schnellstraßen und Landstraßen 100 km/h. Innerorts 50 km/h.

Strom/Adapter
230 V/50 Hz, kein Adapter notwendig.

Trinkgeld Restaurant
Je nach Zufriedenheit 5-10 %. Das Trinkgeld wird direkt beim Bezahlen zusammen mit dem Rechnungsbetrag als Gesamtsumme beglichen.

Trinkgeld Taxi
Wer zufrieden ist, rundet den Fahrpreis um 5-10 % auf.

Trinkgeld Hotel
1-2 EUR für Reinigungspersonal und Kofferträger pro Tag bzw. Gepäckstück


* Mit Sternchen (*) gekennzeichnete Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn du auf den Link klickst und darüber etwas kaufst/buchst, bekommen wir vom Anbieter eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht. Wir empfehlen nur Unterkünfte, Produkte und Buchungsportale, die wir selbst für gut befunden haben.

Dir gefällt dieser Beitrag? Dann freuen wir uns, wenn du ihn teilst!

2 Gedanken zu „Ein Wochenende im Weinviertel: Wunderbares Ausflugsziel nördlich von Wien“

Schreibe einen Kommentar