Kapstadt: Zwei Tage in der Tafelbergmetropole

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Aussicht vom Tafelberg in Kapstadt

Der Sturm bläst heftig um die Segel der Drommedaris und die Gischt spritzt über die Reling des Oostindiëvaarders. Zahlreiche Schiffe hat die Niederländische Ostindien-Kompanie bereits in den schwierigen Meeresströmungen rund um das Kap der Guten Hoffnung verloren. Deshalb ist Jan van Riebeeck nun mit dem Auftrag unterwegs, vor dem Kap eine Versorgungsstation zu errichten. Diese sollen die Schiffe bei Schlechtwetter ansteuern können, um auf bessere Bedingungen zu warten.

Die geschützte Tafelbucht scheint ihm dafür wie geschaffen und so gründet er dort 1652 Kaapstad. Heute ist Kapstadt eine Millionenmetropole und unser Ausgangspunkt für eine Reise durchs südliche Afrika.

Eine Rundfahrt durch Kapstadt

Um einen besseren Überblick über die Stadt zu bekommen, starten wir die Erkundung per Hop-on-hop-off-Sightseeingbus. Drei Linien decken Zentrum und Umland großflächig ab. Ich mag Sightseeingbusse, da die oft sehr gut gemachten Erklärungen viele Infos zu Land und Leuten geben. Als Einstieg in ein völlig neues Reiseziel ist das ideal. Und so lernen wir, dass Kapstadt unter den Niederländern gut 150 Jahre florierte, bis die Kapkolonie an die Briten fiel. Erst 1961 erlangte Südafrika schließlich endgültig die Unabhängigkeit.

Blick aus unserem Guesthouse in Richtung Innenstadt
Blick aus unserem Guesthouse in Richtung Innenstadt

Die Kolonialvergangenheit zeigt sich heute insbesondere noch in der Bebauung. Neben den modernen Hochhäusern der Innenstadt säumen auch noch zahlreiche alte, kleine Häuschen im viktorianischen oder gregorianischen Stil die Straßen.

Long Street in Kapstadt
In der Long Street stehen noch viele alte Häuschen, die zahlreiche kleine Geschäfte beherbergen

Wer mehr Elemente aus dem britischen Kolonialstil sucht, sollte sich das alte Rathaus ansehen, dessen Baumaterialien nahezu vollständig aus Großbritannien importiert wurden. Auch das alte, von Riebeeck errichtete Fort gibt es noch.

Das alte Rathaus in Kapstadt
Das alte Rathaus in Kapstadt

Als die Briten Südafrika von den Niederländern übernahmen, verboten sie zwar die Sklaverei. Dennoch erlebte das Land später — zunächst noch unter britischer Herrschaft, aber dann auch in der Unabhängigkeit — ein weiteres dunkles Kapitel.

Die Apartheid: Diskriminierung, Unterdrückung, Vertreibung

Mehr über die Apartheidspolitik erfahren wir, als der Bus in Richtung District Six fährt. Langsam wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Gesetze zur Rassentrennung immer weiter verschärft. Durfte die schwarze Bevölkerungsmehrheit zunächst nur noch Land in ausgewählten Regionen erwerben, so war ihr nur ein paar Jahre später bereits untersagt, sich ohne Genehmigung außerhalb der ihr zugewiesenen Gebiete aufzuhalten.

Ihren Höhepunkt fand diese Politik in der vollständigen Trennung von Schwarzen und Weißen in allen öffentlichen Einrichtungen, Transportmitteln und Wohngebieten. Daran erinnert heute noch der District Six. In diesem Viertel hatten sich vor allem freigelassene Sklaven, Künstler und Arbeiter niedergelassen. In den 60er-Jahren wurde es jedoch von der Regierung in eine „weiße Zone“ umgewandelt. Infolge dessen wurden einfach alle bestehenden Häuser abgerissen und über 60.000 Menschen zwangsweise in Townships am Stadtrand umgesiedelt.

Eingang zum District Six
Der Eingang zum District Six

Erst als Nelson Mandela 1994 Präsident von Südafrika wurde, konnte die Apartheid endgültig beendet werden. Heute ist District Six noch immer weitestgehend unbebaut und dient als Mahnmal für diese Zeit. Die Townships existieren ebenfalls bis heute. Auch wenn sich die Situation dort deutlich verbessert hat, kämpft die Bevölkerung noch immer mit den Folgen der jahrzehntelangen Unterdrückung.

Nobelviertel und wunderbare Strände

Wie in vielen Großstädten liegen auch in Kapstadt Leid und Freud sehr nahe beeinander. Der Bus umrundet den Tafelberg und wir erreichen die noblen Strandvororte Kapstadts. Camps Bay, Clifton oder Bantry Bay sind nur einige der klangvollen Namen. Mehrstöckige Villen stehen hier direkt am Meer. Dicke Autos, Modelshootings, Surferparadies – wer hier wohnt, hat es geschafft.

Sonnenuntergang in Clifton
Sonnenuntergang in Clifton

Gerahmt wird der herrliche Strand von der Rückseite des Tafelbergmassivs. Die zackigen Felsnasen werden 12 Apostel genannt, auch wenn es bei genauerem Nachzählen mindestens 17 sind.

Die 12 Apostel in Kapstadt
Die 12 Apostel (die eigentlich 17 sind)

Die Victoria & Alfred Waterfront

Die schönste Ecke in Kapstadt ist für mich eindeutig die Victoria & Alfred Waterfront. Zwei nicht mehr genutzte Hafenbecken wurden hier zu einem Vergnügungsviertel umgebaut, das alles bietet. Unzählige Restaurants, Straßenkünstler, Geschäfte, ein Riesenrad – es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Noch dazu haben wir von hier einen wunderbaren Blick auf den Tafelberg in der Abendsonne.

Die Victoria & Alfred Waterfront ist Kapstadts größtes Vergnügungsviertel
Die Victoria & Alfred Waterfront ist Kapstadts größtes Vergnügungsviertel

Das Viertel lädt also absolut dazu ein, sich ein wenig durch die Gassen treiben zu lassen, um hier und da stehen zu bleiben und zuzusehen.

Tafelberg am Abend
Der Tafelberg rahmt das Panorama herrlich ein

Das Areal ist wirklich riesig. Sicherheitsbeamte stehen in regelmäßigen Abständen und direkt vor dem Ausgang befindet sich ein Taxistand, sodass du hier auch bis weit nach Einbruch der Dunkelheit das Leben genießen kannst.

Die nächtliche Victoria & Alfred Waterfront in Kapstadt
Die nächtliche Victoria & Alfred Waterfront

Der Tafelberg: Kapstadts majestätisches Wahrzeichen

Was wäre Kapstadt ohne den Tafelberg? Diese Frage bleibt zwar unbeantwortet, klarerweise gehört die 1.085 Meter hohe Erhebung aber untrennbar zur Stadt. Natürlich wollen wir uns das nicht entgehen lassen. Schon die Anfahrt ist ein Spektaktel. Kurve um Kurve windet sich die Straße zur Talstation der Seilbahn hinauf und gibt nach und nach immer mehr Aussicht über Kapstadt frei.

Aussicht Tafelberg Talstation
Aussicht von der Talstation der Gondel

Wir haben Glück, die Bahn ist heute geöffnet. Auf und um den Berg wehen sehr starke Winde. Werden diese zu extrem, muss die Gondel den Betrieb einstellen. Tipp: Möglichst früh da sein, um dem Hauptansturm zu entfliehen. Die erste Gondel fährt um 8:30 Uhr. Wir sind gegen 10 Uhr da und kommen schnell dran. Als wir gegen Mittag vom Berg wieder herunterkommen, reicht die Schlange dann schon einmal durchs Gebäude und bis über die Straße.

Gondel auf den Tafelberg
Die Gondel auf den Tafelberg

Während der Auffahrt besonders schön: Die Kabine der Gondel rotiert im Laufe der Fahrt einmal um sich selbst. So können wir trotz voller Gondel auf allen Seiten hinausschauen. Oben angekommen entfaltet sich dann das volle Panorama in seiner ganzen Herrlichkeit vor uns. Mehrere Wege führen über das Plateau und ermöglichen Blicke in alle Richtungen.

Wir starten gegen den Uhrzeigersinn. Hier breiten sich zunächst die kleinen Strandvororte vor uns aus, durch die wir gestern schon gefahren sind. Überragt werden sie vom Lion’s Head. Direkt vor uns seilt sich eine Gruppe Wagemutiger an der Steilwand ab. Bei dem Wind, der hier oben herrscht, sicher gar nicht mal so einfach.

Blick vom Tafelberg auf Clifton
Blick vom Tafelberg auf das Nobelviertel Clifton

Von der benachbarten Terrasse bekommen wir dann einen Eindruck von den gewaltigen Ausmaßen des Berges. Schier endlos erstrecken sich die Steilklippen gen Osten.

Blick über den Tafelberg
Das Tafelbergmassiv erstreckt sich über eine ziemliche Breite

Elefanten hier oben? Naja, fast …

Auf der Terrasse machen wir später auch noch Bekanntschaft mit dem Klippschliefer oder Klippdachs, einem hier heimischen Säugetier. Sehr zutraulich und an den Menschen gewöhnt kommen sie durch ein kleines Loch in der Mauer immer wieder auf die Terrasse, um nach liegengebliebenem Futter zu suchen. Kaum zu glauben ist der Familienstammbaum der niedlichen Nager: Ihr nächster Verwandter ist der afrikanische Elefant. Davon ist optisch allerdings nicht viel zu merken. Wir sehen den putzigen Tieren eine Weile zu und setzen unseren Weg fort.

Durch die recht karge Vegetation des Plateaus (kein Wunder bei dem Wind) gelangen wir auf die andere Bergseite. Hier präsentiert sich nun Kapstadt in seiner ganzen Pracht. Weit reicht der Blick über die Bucht und das Stadtzentrum. Wir erkennen viele Details, wie z. B. das Fußballstadion der WM 2010. Außerdem ist hier noch einmal der Lion’s Head mit dem angrenzenden Signal Hill zu sehen. Der Name rührt übrigens daher, dass die ganze Formation wie ein liegender Löwe aussieht, der vorne seinen Kopf in die Höhe streckt.

Plant für den Besuch des Tafelbergs auf jeden Fall genug Zeit ein. Sehr begeistert von der tollen Aussicht verbringen wir fast 2,5 Stunden oben, bevor wir wieder hinunterfahren.

Kapstadt selbst ist außerdem auch ein guter Ausgangspunkt für viele Ausflugsziele. Die Garden Route, die Kaphalbinsel oder die Weinbaugebiete rund um Stellenbosch sind von hier aus sehr gut zu erreichen.

Reisetipps Kapstadt

Unterkunft in Kapstadt

Cape Riviera Guesthouse, 31 Belvedere Ave, Oranjezicht
Cape Riviera Guesthouse auf booking.com *
Sehr schönes, am Fuße des Tafelbergs gelegenes Guesthouse mit toller Aussicht. Gutes Frühstück, gratis WLAN. Ca. 10 Taximinuten ins Zentrum.

Restaurants in Kapstadt

  • Gold Restaurant, 15 Bennett St, goldrestaurant.co.za
    Gemütliches Lokal mit sehr guter panafrikanischer Küche und traditionellen Showeinlagen.
  • City Grill Steakhouse, Shop 155, Victoria Wharf Shopping Centre, V & A Waterfront, www.citygrill.co.za
    Sehr gutes Steakhouse, auch mit ausgefalleneren Kreationen, an der Victoria & Alfred Waterfront.

Transport vor Ort

Die Hop-on-hop-of-Busse bieten eine gute Möglichkeit, Kapstadt zu erkunden.

Nach Einbruch der Dunkelheit ist es ratsam, sich mit dem Taxi fortzubewegen.

Achtung: In Südafrika gilt Linksverkehr, beim Überqueren der Straße ist also Vorsicht geboten.


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