Cliffs of Moher & The Burren: Irlands wilder Westen

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Cliffs of Moher

Unzählige Möwen kreischen, das Meer rauscht ohrenbetäubend und die Gischt spritzt uns immer wieder mit voller Wucht entgegen. Der kleine Dieselmotor des Bootes arbeitet auf Hochtouren, damit wir nicht gegen die Felsen gedrückt werden. Langsam drehen wir uns um die eigene Achse und genießen atemberaubende Blicke auf die Klippen. Szenenwechsel. Absolute Stille. Kein Mucks weit und breit, nur das leise Säuseln des Winds. Steine, soweit das Auge reicht. Bizarre Felsformationen, versteinerte Korallen und fast unwirkliche Farben.

Die Cliffs of Moher und The Burren – zwei völlig unterschiedliche Szenerien nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Ein fantastischer Tag in Irlands wildem Westen liegt vor uns.

Dunguaire Castle und Black Head

Der Weg von Galway in Richtung Süden führt uns immer entlang der Küste. Mal direkt am Wasser, mal ein bisschen weiter durchs Landesinnere. Nach etwa 40 Minuten erreichen wir das Dunguaire Castle. Majestätisch thront das Gebäude an einer Meeresbucht. Es war nie eine Burg im klassischen Sinne, sondern vielmehr ein sogenanntes „Tower House“. Diese wehrhaften Wohntürme sind typisch für die Region und wurden vom 15. bis ins 17. Jahrhundert von irischen Adeligen erbaut, um sich vor den seinerzeit allgegenwärtigen Raubzügen und Plünderungen zu schützen.

Dunguaire Castle
Das Dunguaire Castle, ein typisches Tower House

Kurz darauf überqueren wir die Grenze zur Grafschaft Clare. Nun ändert sich die Landschaft. Fuhren wir zuvor vornehmlich durch saftige, grüne Hügel, wird es hier immer steiniger. Wir erreichen die ersten Ausläufer des Burren. Diese raue Karstlandschaft bedeckt ungefähr 250 km2 und ist absolut sehenswert, wie wir auch später noch feststellen werden. Für den Moment genießen wir erst einmal die tollen Blicke von verschiedenen Aussichtspunkten rund um das Kap Black Head auf unserem Weg zu den Cliffs of Moher.

Aussichtspunkt Black Head
Die bizarren Karstlandschaften rund um Black Head

Die Cliffs of Moher von unten: Gewaltig und wunderschön

Kurz darauf erreichen wir die Steilküste von Moher. Bis zu 214 Meter ragen die Klippen hier nahezu senkrecht aus dem Meer. Das wollen wir uns natürlich genauer ansehen und zwar zunächst einmal von unten. Vom Doolin Ferry Port fahren verschiedene Ausflugsboote und Fähren sowohl entlang der Küste als auch zu den umliegenden Inseln. Vor Ort werben mehrere Anbieter um Kundschaft. Wir hatten uns schon im Vorfeld für die Doolin2Aran Ferries entschieden und bereits online die Tickets gekauft. Vorteile: Wir hatten unsere Wunschuhrzeit sicher und sollte die Fahrt wegen zu schlechtem Wetter nicht stattfinden können, erstattet der Anbieter den kompletten Ticketpreis.

Doolin Pier
Doolin Pier – Mit diesem Bötchen werden wir gleich hinausfahren

Da wir etwas zu früh da sind, spazieren wir noch ein wenig an der Küste entlang und sind weiterhin fasziniert vom Karstgestein. Geometrisch sehr korrekt haben Regen und Gischt das Gestein in nahezu perfekt rechteckige Blöcke zerschnitten.

Nun geht es auch schon los und auf dem Wasser erleben wir die Kraft des Atlantiks. Obwohl wir richtig Glück mit dem Wetter haben, herrscht ein ordentlicher Seegang und das kleine Schiff tanzt über die Wellenkämme (ausnahmslos alle Bilder vom Boot musste ich nachträglich begradigen). Bereits nach kurzer Zeit fragen erste Passagiere bei der Crew die bereitgestellten Plastiksackerln an, für schwache Mägen ist die Tour also eher ungeeignet.

Seegang auf dem Weg zu den Cliffs of Moher
Seegang auf dem Weg zu den Cliffs of Moher

Das betrifft uns glücklicherweise nicht und so können wir bei strahlendem Sonnenschein die unglaublich beeindruckende Sicht in Richtung der Klippen genießen. Etwa auf der Hälfte der Strecke wacht ganz oben auf den Felsen der O’Brien’s Tower, ein ehemaliger Wachturm, über die Küste.

Steilklippen mit Turm
Bis zu 214 Meter ragen die Klippen hier empor. Ganz oben: Der O’Brien’s Tower

Nach ca. 20 Minuten erreichen wir den südlichsten Punkt der Tour. Hier ragt eine Felsnadel schroff aus dem Meer empor und bietet Nistplätze für unzählige Seevögel. Wild schlagen die Wellen gegen das Gestein. Langsam dreht unser Schiff und gewährt uns noch einmal beeindruckende Blicke, bevor wir uns auf den Rückweg zum Pier machen.

Schroff und wild präsentieren sich die Steilklippen
Schroff und wild präsentieren sich die Steilklippen

Etwa eine Stunde dauert die Tour und lohnt sich aus unserer Sicht uneingeschränkt! Wir waren mit der Wahl unseres Anbieters sehr zufrieden.

Gischt im Hafen von Doolin
Mit voller Wucht prallt der Atlantik hier auf die Westküste Irlands

Die Cliffs of Moher von oben: Spektakuläre Ausblicke

Noch immer begeistert vom tollen Erlebnis auf dem Schiff wollen wir nun natürlich auch noch den anderen Blickwinkel erkunden. Das geht am besten beim Cliffs of Moher Visitor Centre. Hier gibt es ein paar gut erschlossene und gesicherte Wege entlang der Abbruchkante. Wer es etwas ursprünglicher mag und keine Höhenangst hat, kann jenseits des Areals auf einem Trampelpfad weiterwandern. Dort gibt es jedoch keinerlei Sicherung, wer zu nahe am Rand herumturnt, muss also (im wahrsten Sinne des Wortes) selbst wissen, wie weit er gehen will. :)

Der Blick von oben ist jedenfalls nicht minder beeindruckend. Etwa 8 km Küste decken die Klippen ab und weit in der Ferne sehen wir den Endpunkt Hag’s Head.

Nicht zuletzt kommen hier auch Harry-Potter-Fans auf ihre Kosten. Vom Wasser aus hatten wir sie wegen des Lichteinfalls gar nicht gesehen, von hier oben erkennt man sie jedoch gut: Die Höhle, in der Harry und Professor Dumbledore einen von Lord Voldemort’s Horkruxen finden müssen. Schon auf der Bootstour hatte der Guide erzählt, dass es zwar diese Höhle ist, die im Film vorkommt. Jedoch hatte sie das Special-Effects-Team an eine andere Stelle der Klippen montiert. Auch der Felsen auf dem die beiden Akteure stehen, wurde nachträglich ins Bild eingefügt, da sich vor Ort kein passender finden ließ. Wirklich beeindruckend, zu was die Tricktechnik imstande ist!

Insgesamt ein Wahnsinnserlebnis, wir sind einmal mehr sehr begeistert von Irlands toller Natur! Wer noch mehr Klippen abseits des touristischen Trubels sucht, sollte eine Überfahrt auf die Aran Islands in Erwägung ziehen. Das haben wir zwar nicht gemacht, es soll aber sehr schön sein.

The Burren National Park: Stilles Kontrastprogramm

Wir setzen indes unseren Weg in Richtung The Burren National Park fort. Der Nationalpark liegt im Herzen der Burren-Region und besticht neben der atemberaubenden Landschaft mit absoluter Ruhe. Nur zwei weitere Autos stehen auf dem kleinen Parkplatz, von dem aus verschiedene Wanderwege in den Park starten. Wir entscheiden uns für den 1,5 km langen Green Arrow Nature Trail. Wer tiefer in den Park eintauchen möchte, hat die Wahl zwischen 6 verschiedenen, bis zu 7,5 km langen Routen.

The Burren National Park
The Burren National Park

Auf der gesamten Strecke sind wir völlig alleine und können die skurrilen Felsformationen erkunden. Krümelige Brocken, glatte Steinrücken, linierte Berge – erstaunlich, was die Natur alles hervorbringt. Vor 350 Millionen Jahren war all das hier Meeresgrund, deswegen finden wir zwischendurch immer wieder versteinerte Korallen und andere Fossilien.

Es ist eine bizarre Welt, die sich vor uns ausbreitet und gerade deswegen unheimlich schön! Nach etwa 45 Minuten endet die Runde und wir kehren am Parkplatz in die reale Welt zurück.

See im Burren National Park
See im Burren National Park

Zwei völlig unterschiedliche Welten, nur gut 30 Autominuten voneinander entfernt – beide unfassbar schön und beeindruckend! Einmal mehr absolut begeistert von der Schönheit Irlands treten wir die letzte und längste Etappe des heutigen Tages zu unserem Nachtlager im 170 km entfernten Killarney an.

Cottages in Adare
Adare – Ein hübsches kleines Dörfchen auf dem Weg nach Killarney

Warst du auch schon an Irlands faszinierender Westküste? Vielleicht hast du ja Erfahrungen mit anderen Touren oder Anbietern gemacht? Dann teile diese gerne in den Kommentaren.

Reiseinfos Irland

Sprache
Irisch und Englisch

Zeitzone
MEZ-1, UTC+0, Sommerzeit von März bis Oktober. 1 Stunde Zeitunterschied zu Deutschland/Österreich/Schweiz.

Währung
Euro (EUR), 1 EUR = 100 Cent

Roadtrip-Info
Linksverkehr. Landstraßen teils sehr eng, wir empfehlen einen kleinen Mietwagen.

Tempolimit auf Autobahnen 120 km/h, auf Bundes- und Schnellstraßen 100 km/h, auf Landstraßen 80 km/h, innerorts 50 km/h.

Achtung:

  • In Nordirland sind die Geschwindigkeiten in Meilen pro Stunde (mph) ausgeschildert
  • Trotz Linksverkehr gilt an ungeregelten Kreuzungen „rechts vor links“!

Auf manchen Autobahnen wird eine Maut erhoben. Diese zahlst du direkt an Mautstationen bar oder mit Karte.

Eine Ausnahme ist die Ringautobahn M50 um Dublin. Hier wird dein Kennzeichen von Kameras erfasst und die Maut muss bis zum Folgetag online bezahlt werden. Bei den meisten Mietwägen musst du dich nicht darum kümmern, der Betrag wird einfach von deiner Kreditkarte abgebucht.

Strom/Adapter
230 V/50 Hz, Steckeradapter Typ G * erforderlich (wie z. B. auch in UK)

Trinkgeld Restaurant
Je nach Zufriedenheit etwa 10 %. Wird nach der Zahlung am Tisch liegengelassen. Im Pub ist Trinkgeld eher unüblich. Wenn am Tisch bedient wird, sind etwa 5 % angemessen.

Trinkgeld Taxi
Im Taxi wird der Fahrpreis nach eigenem Ermessen aufgerundet.

Trinkgeld Hotel
Gepäckträger: ca. 1-2 EUR pro Gepäckstück
Reinigungspersonal (optional): ca. 1-2 EUR pro Tag


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4 Gedanken zu „Cliffs of Moher & The Burren: Irlands wilder Westen“

  1. Hallo Wolfgang,
    vielen lieben Dank für die Erwähnung meines Beitrages :) freut mich sehr!
    Freut mich, dass es dir an den Klippen so gut gefallen hat und eine Bootstour ist bestimmt sehr beeindruckend. Ich denke von unten sehen die Klippen noch viel mächtiger und höher aus als von oben.
    Dein Beitrag hat mich soeben in meine Zeit in Irland zurückversetzt und ich hoffe, dass ich bald wieder Gelegenheit habe dieses wunderschöne Land zu bereisen. Die Natur und vor allem das Grün dort ist einfach einzigartig.
    Ich freue mich schon auf deine nächsten Berichte!
    Viele Grüße
    Dori

    Antworten
    • Hallo Dori,
      sehr gerne! Schließlich hatte dein Artikel auch bei mir schon die Vorfreude auf diese Etappe geweckt. :) Tatsächlich fand ich, dass die Klippen von oben gewaltiger wirken. Mit dem Boot kommt man wegen der Brandung nicht ganz so nah heran, während man oben ja wirklich direkt am Abgrund steht. Beeindruckend fand ich es auf jeden Fall aus beiden Perspektiven!
      Ich hatte ja schon im letzten Artikel über Connemara berichtet, dass ich mein Herz an diese wunderbare Insel verloren habe. Das hätte hier aber genauso gut noch mal gepasst. :)
      Ich freu mich auf jeden Fall, dass ich schöne Erinnerungen bei dir wecken konnte!
      Viele Grüße
      Wolfgang

      Antworten

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