Ein Tag auf St. Vincent: Black Point, Owia und Kingstown


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Ein Tag auf St. Vincent

„Das ist kein Regen, das ist flüssige Sonne“, schmunzelt unser Guide Gisele, als uns einer der typischen tropischen Regenschauer erwischt. Es gießt wie aus Kübeln und binnen kürzester Zeit läuft der Regen in kleinen Sturzbächen neben der Straße den Berg hinunter. Nach fünf Minuten ist der Spuk vorüber und die Sonne lacht vom Himmel, als wäre nichts gewesen. Ein typisch karibischer Regenschauer eben. Diese brauchen die Leute hier auf St. Vincent auch dringend. Schließlich hängt ihre Lebensgrundlage davon ab. Ohne Regen wachsen die Bananenstauden, Kakaobäume und viele weitere Exportpflanzen der Insel nicht. Deshalb nehmen die Einwohner des kleinen Inselstaats die kurzen Güsse gelassen hin. Was du außer flüssiger Sonne an einem Tag auf St. Vincent erleben kannst, liest du in unserem Beitrag.

Black Point Tunnel

Die erste Station unserer Inselrundfahrt ist der Black Point Recreational Park. Seine Hauptattraktion ist der 100 Meter lange Black Point Tunnel. Er wurde bereits im frühen 19. Jahrhundert von Hand aus dem Felsen geschlagen und war damals eine bautechnische Meisterleistung.

Black Point Tunnel, St. Vincent
Etwas versteckt in einem Waldstück liegt der Eingang zum Black Point Tunnel.

Wie so oft in der Karibik waren die Bauarbeiter hier jedoch keineswegs freiwillig am Werk. Für den Tunnelbau wurden zahllose Sklaven aus den umliegenden Zuckerrohrplantagen eingesetzt. Die Plantagenbesitzer versprachen sich von dem Tunnel eine Abkürzung zur Schiffsanlegestelle auf der anderen Seite des Berges und unterstützen das Projekt daher gerne.

Black Point Tunnel, St. Vincent
Hinter dem verschütteten Ausgang legten früher die Handelsschiffe an.

Als Transportweg dient der Tunnel schon lange nicht mehr. Seit ein Felssturz einen Ausgang verschüttete, ist die Röhre nicht mehr durchgängig zu begehen. Heute bietet der dunkle Felsengang einen Wohnort für hunderte Fledermäuse. Wenn du im Zwielicht der steinernen Höhle umher spazierst, raschelt und flattert es überall um dich herum.

Black Point Tunnel, St. Vincent
Die Fledermäuse sind zu schnell für die Kamera. Die schönen Farbspiele lassen sich jedoch gut festhalten.

Black Point Beach

St. Vincent ist vulkanischen Ursprungs. 1.200 Meter ragt der heute noch aktive Inselvulkan Soufrière über dem Meer auf. Der letzte Ausbruch liegt etwa 40 Jahre zurück. Wenn die glühend heiße Lava auf das vergleichsweise kalte Meerwasser trifft, erstarrt sie in Sekundenbruchteilen und wird langsam von Wind und Wellen zersetzt. Zusammen mit der Vulkanasche entstehen im Laufe der Jahrmillionen tiefschwarze Sandstrände. So auch der Black Point Beach gleich neben dem Eingang zum Black Point Tunnel. Im Vergleich zu den klassischen karibischen Bilderbuchstränden ein ungewohnter, aber sehr schöner Anblick!

Lavastrand, St. Vincent
Auf St. Vincent gibt es hauptsächlich schwarze Lavastrände.

Küstenstraße mit Aussicht

Wir setzen unseren Weg in den Norden der Insel fort. Die kurvige Küstenstraße schlängelt sich immer am Meer entlang und ermöglicht uns spektakuläre Aussichten auf die Steilküste.

Steilküste, St. Vincent
Weit reicht der Blick über St. Vincent’s Küste.

Durch den häufigen Regen ist St. Vincent sehr grün. Besonders dicht bewachsen ist das Mesopotamia Valley, das etwa in der Inselmitte von der Küstenstraße abzweigt. Hier wird ein Großteil des Gemüses angebaut, das die Bewohner der kleinen Insel ernährt. Da es früher schwer zugänglich war, diente das Tal früher als Rückzugsort für das Volk der Arawak. Leider gelang es ihnen trotzdem nicht, sich gegen die abwechselnd französischen und britischen Eroberer zu verteidigen. Mitte des 17. Jahrhunderts galten die Arawak in der gesamten Karibik als ausgerottet.

Mesopotamia Valley, St. Vincent
Das dicht überwucherte Mesopotamia Valley

Immer wieder überqueren wir unterwegs die leeren Betten der Trockenflüsse. Deren weit verästeltes Netz führt nur Wasser, wenn es stark regnet. Dann dafür umso mehr und umso gefährlicher. Regelmäßig verursachen die Trockenflüsse Überflutungen und reißen halbe Ortschaften mit sich. Dann hält die ganze Insel zusammen und jeder hilft, wo er kann. „Das zeichnet uns Vincenter aus“, erzählt Gisele stolz.

Rabacca Trockenfluss, St. Vincent
Der Rabacca-Trockenfluss ist der größte Arm des Netzes.

Ein Bad im Owia Salt Pond mit Lunch

Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir den Norden der Insel. Hier befindet sich der Owia Salt Pond. Unzählige Stufen führen hinunter zur Küste. Dort hat erstarrte Lava einen Schutzwall gebildet, den nur höhere Wellen überwinden können.

Owia Salt Ponds, St. Vincent und die Grenadinen
Die Owia Salt Ponds sind durch Vulkangestein vom Meer abgetrennt und laden zum Planschen ein.

Hinter der Lavamauer haben sich flache Becken mit kristallklarem Meerwasser gebildet. Ein erfrischendes Bad nehmen, die Beine bei herrlicher Aussicht im Wasser baumeln lassen und dem Rauschen und Plätschern der Wellen lauschen – der Owia Salt Pond ist ein wahrhaft entspannender Ort. Pass aber auf, dass du nicht aus Versehen in einen der gut versteckten Seeigel trittst.

Owia Pond Steilküste, St. Vincent
Die Landschaft rund um den Owia Pond ist wunderschön.

Als wir die Treppen hinauf wieder erklommen haben, wartet Gisele schon mit dem Mittagessen auf uns. Sie hat selbst gekocht, um uns die lokale Küche näherzubringen. Das sehr gute traditionelle Reisgericht Pilau, köstliches Kokoskaramell und bittersüße Tamarindenbällchen lassen keine Wünsche offen. Dazu gibt es natürlich Rumpunsch mit lokalem, 84-prozentigem Rum.

Pilau und Karamell mit Rumpunsch, St. Vincent
Ein typisch vincentisches Mittagessen

Frisch gestärkt treten wir den Rückweg in die Inselhauptstadt Kingstown an und genießen auf der Fahrt wieder die tolle Aussicht.

Ein Spaziergang durch Kingstown

Am Ende unseres Tages auf St. Vincent spazieren wir noch ein bisschen durch die kleine Inselhauptstadt Kingstown. Nur etwa 13.000 Menschen leben hier, die Wege sind also kurz.

Innenstadt Kingstown, St. Vincent
Einige Gebäude reichen bis in die Kolonialzeit zurück

Im Ortskern in der Nähe des Hafens liegen vor allem die Regierungs- und Verwaltungsgebäude sowie der Markt.

Markt in Kingstown, St. Vincent
Typisch karibischer Markt in Kingstown

Auf den direkt anschließenden Berghängen stapeln sich kleine bunten Wohnhäuser. Ein hübscher Anblick Nach einer guten Stunde sind wir wieder zurück im Hafen und verabschieden uns begeistert von dieser wunderbaren Insel.

Kingstown, St. Vincent
Die Bucht von Kingstown in der Abendsonne

Fazit

St. Vincent hat uns sehr gut gefallen und gehört für uns zu den Favoriten unserer Karibikreise. Die üppige Natur, die faszinierende Berglandschaft und die freundlichen Menschen haben uns begeistert! Obwohl sie es nicht leicht haben auf einer Vulkaninsel, die immer wieder von Überflutungen und Hurrikanen heimgesucht wird, sind sie doch sehr lebensfroh und lieben ihr kleines Land. Und das vollkommen zu Recht!

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Küste, St. Vincent
Die Farbspiele der vincentischen Natur sind einfach toll!

Mehr über unsere Aktivitäten auf den karibischen Inseln liest du in unseren Beiträgen über BarbadosSt. LuciaGuadeloupeAntigua, die Dominikanische RepublikArubaCuraçao, Bonaire und Grenada. Einen Gesamtüberblick über unsere Karibikreise findest du in unserem Artikel Zwei Wochen Karibikkreuzfahrt: Sonne, Strand und schöne Inseln.

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6 Gedanken zu „Ein Tag auf St. Vincent: Black Point, Owia und Kingstown“

  1. Hallo Wolfgang. Wie seid Ihr denn an Euren Guide gekommen? Euer Bericht klingt sehr interessant. Wir machen nächstes Jahr auch eine Karibikkreuzfahrt und Eure Berichte sind eine tolle Anregung. Lg, Jessi

    Antworten
    • Hallo Jessi,

      vielen Dank für dein Lob, darüber freuen wir uns sehr! :) Diese Tour hatten wir über unser Kreuzfahrtschiff (AIDAdiva, VIN23 St. Vincent Ostküste entdecken) gebucht. Die Gruppe war jedoch angenehm klein, wir waren inkl. Guide nur zu zehnt.

      Liebe Grüße
      Wolfgang

      Antworten
  2. Hallo Wolfgang! Da hattet ihr einen weit besseren Eindruck als ich von dieser Insel. Wir haben damals wahrscheinlich den Fehler gemacht, uns nur in Kingstown aufzuhalten. Mich hat diese Stadt so geschockt: heruntergekommen, dreckig, sehr viele arme, bettelnde Menschen und wo es nur ging Touristenabzocke. Ich denke, an den Stränden hätt es mir weit besser gefallen.
    Habt ihr euch euren Guide erst vor Ort genommen oder schon vorher gebucht? Uns waren die Angebote der Guides im Hafen viel zu teuer. Lg Barbara

    Antworten
    • Hallo Barbara,

      schade, dass ihr die Insel so negativ erlebt habt. Aber stimmt schon, Kingstown alleine hätte bei uns sicherlich auch keinen so guten Eindruck hinterlassen. Die tolle Natur hat das aber schnell wieder wettgemacht. Wir hatten auch das Glück, dass an den meisten Orten außer unserer Gruppe keine oder kaum andere Leute waren. Tatsächlich hatten wir hier mal einen Ausflug über die Reederei gebucht. Allerdings war die Gruppe mit nur etwa 15 Leuten überschaubar und die Führerin war eine waschechte Vincenterin, die viel und ehrlich aus dem Alltagsleben erzählt hat. Das fanden wir sehr spannend und hat sicher auch zu unserem positiven Eindruck beigetragen.

      Liebe Grüße
      Wolfgang

      Antworten

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